Datum: Dienstag, 30. Mai 2006, 19:00 Uhr
Ort: Cinema
Sprache: iOmdU
Dies ist die Geschichte eines Mannes und seines Traums. Genauer, seiner Träume, denn Dr. Georgi Lulchev ist ein Idealist mit der Produktivität einer unermüdlichen Ideenfabrik, ein Enthusiast von ungezügeltem Don-Quichotte-Format, der sich selbst ironisch einen „hyperaktiven Psychopathen“ nennt. Außerdem ist er Psychiater, Neurologe, Chinesischer Mediziner, Hobbykoch, Unternehmer sowie Direktor einer Heilanstalt für psychisch kranke Männer in Personalunion. Dr. Georgi Lulchev betreibt seine Klinik in einem alten Kloster nahe Sofia, wo das Geld zwar für Brot und Medikamente reicht, jedoch keine Mittel für Therapeuten oder Beschäftigungsmöglichkeiten vorhanden sind, weshalb die Patienten mit ihren Ängsten und Psychosen alleine bleiben. Was der genialische Doktor sich in anderthalb Jahrzehnten schon so alles ausgedacht hat, um diesem Problem Abhilfe zu schaffen und seine Einrichtung profitabel zu machen, reicht bisweilen ins Surreale. Eine Fasanenzucht wollte er auf die Beine stellen, eine Konservenfabrik für Schnecken errichten, Seidenraupen wollte er züchten oder Sojabohnenprodukte fertigen lassen. Alles scheiterte. Mal spielten die Behörden nicht mit, mal wurde den Patienten die Schneckenjagd zu langweilig. Doch Georgi Lulchev, der Tausendsassa, hat sein Pulver noch nicht verschossen. Vielleicht klappt ja die Sache mit der Straußenfarm.
Diese überaus kurzweilige und grandios amüsante Dokumentation von Andrey Paounov porträtiert einen Luftschloss-Architekten von Weltformat und seine Verbündeten. Ganz selbstverständlich wachsen einem die Bewohner der maroden Klinik und ihr Direktor ans Herz, dessen Credo nicht von ungefähr lautet: „Einstein war ein Genie und deshalb verrückt.“
Georgi i peperudite. Bulgarien 2004. 62 Min. Regie und Buch: Andrey Paounov. Kamera: Georgi Bogdanov und Boris Misirkov. Schnitt: Zoritsa Kotseva. Mit: Dr. Georgi Lulchev u.a.