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Datum: Dienstag, 13. Juni 2006, 19:00 Uhr
Ort: Cinema
Sprache: Schweizerdeutsch mit Untertiteln

Die psychiatrische Klinik Waldau, eine nahezu idyllische Park-Anlage bei Bern, blickt auf eine produktive, kunstreiche Geschichte zurück. Die Schriftsteller Robert Walser und Friedrich Glauser beispielsweise fanden hier ihre Wirkungs- und Zufluchtsstätte, ebenso der Maler Adolf Wölfli, Urvater der Art Brut. Der Psychiater Walter Morgenthalter erkannte und förderte seinerzeit Wölflis Talent, gab ihm den Freiraum für sein malerisches Schaffen und begründete die Kunstsammlung Waldau, die heute 3000 Werke von Patienten umfasst.

Der Berner Filmemacher Alfredo Knuchel widmet sich in dieser Dokumentation der Geistes-Gegenwart der berühmten Heil- und Heimstätte. Er beobachtet Menschen bei der Arbeit. Den Patienten Philippe Saxer etwa, der nach einem Fenstersprung im Rollstuhl sitzt und großflächige Bilder gegen die Angst malt. Jonas Konrad, der in hintergründig-witzigen Collagen Tony Blair und George Bush zu einem Kopf vereint. Margrit Roth, die mit feinstrichigen Skizzen die eigene Seelenlage spiegelt. Knuchel kommentiert nicht, er lässt Bilder sprechen. Der künstlerische Ausdruck der Visionen, Wünsche und Phobien fasziniert ihn, doch hütet er sich, den Schaffensprozess als vollkommene Therapie zu feiern.

Im Alltags-Kontrast dieser traumentrückten Kopfwelten kommen zwei Beschäftigte der Einrichtung zu Wort. Der Schlosser Heinz Feldmann, der als Sachverwalter der Kunstsammlung fungiert. Und der Maler Otto Frick, der amüsiert bemerkt, die Menschen kämen zum Malen zu ihm – und gingen als Künstler.

Ein geradliniger, feinfühliger Dokumentarfilm über sechs kreative Patienten und zwei Handwerker.

Schweiz 2004. 87 Min. Regie und Buch: Alfredo Knuchel. Kamera: Peter Guyer, Norbert Wiedmer. Schnitt: Stefan Kälin. Mit: Philippe Saxer, Gordian Hannemann, Jonas Konrad, Daniel Curty, Otto Frick u.a.



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