das Theater ist unser idealer Sehnsuchtsort für alle Lebensfragen, auf die es Antworten nur jenseits unserer Geistesgrenzen gibt. An dem wir uns auf die Suche nach Sinn und Irrsinn begeben, an dem wir den Unterschied zwischen Wahn und Wirklichkeit in Kunst auflösen. Auf der Bühne unterscheiden wir nicht zwischen Normalität und Krankheit. Im Alltag schon. Theater Sycorax arbeitet seit nunmehr zehn Jahren mit Künstlern, für die das Leben im Spannungsfeld zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit Normalität und Alltag ist. Und die gerade daraus ihre ureigene, staunenswerte Kraft schöpfen.

Gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Phänomen psychischer Erkrankung finden, mehr oder weniger begrenzt, in vielerlei Form statt. Es gibt Behandlungsmethoden für jede seelische Abweichung, Kategorisierungen für jeden Geisteszustand, Pillen gegen jede Verstimmung. Doch nach wie vor kein Heilmittel gegen die Stigmatisierung jener Menschen, die man verrückt nennt, deren Kreativität sich rahmensprengend und irritierend Bahn bricht. Durch unsere kontinuierliche künstlerische Arbeit aber schaffen wir Öffentlichkeit und damit Bewusstsein. Wir öffnen neue Räume und Realitäten, durch die wir überzeugen. Eine Erfahrung, die Theaterschaffende rund um den Globus machen. Anlass genug, die global madness auszurufen!

Das Weltfestival madness & arts, das wir nun mit Stolz in Münster ausrichten, wird diese kreativen Potenziale bündeln, ihnen auf breiter Bühne ein Forum bieten und Impulse gegen die Ausgrenzung setzen. Zum ersten Mal treffen auf dem europäischen Kontinent in dieser Form professionelle Künstler zusammen, die auf facettenreichste Weise und gründend auf den unterschiedlichsten Erfahrungen die Bruchstellen zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit erkunden. Theatergruppen, die allzu oft in der Isolation arbeiten, aber mit ihrer schillernden, eigenständigen, wahnsinnigen Kunst ins Rampenlicht gerückt gehören. Ensembles, die für eine Authentizität, Skurrilität, Bildmächtigkeit und Assoziationsgewalt stehen, die in den etablierten Theatern eine Seltenheit geworden sind.

Wir haben uns während der Vorbereitung des Festivals in zahlreichen Ländern auf Recherche begeben und etliche Produktionen gesichtet, die das unendliche Bilderspektrum der Wahnwelt beleuchten, die in alle erdenklichen Kopf- und Gefühlswelten entführen. Zehn Arbeiten, die uns besonders überrascht, begeistert und berührt haben, sind eingeladen, in den künstlerischen Austausch zu treten.

„madness & arts” wird unübersehbare Zeichen setzen und den kreativen Wahnsinn zum Thema machen, an dem niemand vorbeikommt. Neben den Theateraufführungen präsentieren wir eine Vortragsreihe, eine Filmreihe, Symposien, Workshops, eine Kunstausstellung und den „madness & arts catwalk”.

Wir freuen uns auf überbordende Inspirationen, ein Netzwerk mit Zukunftscharakter, eine Theaterwelt ohne Grenzen. Kurzum, auf die Chance, gemeinsam eine unvergessliche Zeit und spannende Begegnungen zu erleben.

Wir danken all denen, die uns unterstützt und das Festival madness & arts in Münster ermöglicht haben.

Paula Artkamp und Manfred Kerklau